Endlich ist er da, der Frühling! – Was kann die/der Einzelne nun tun?
Ahhh, nach gefühlt zwei Monaten Dauertiefdruckgebieten steht der Frühling mit den ersten warmen und vor allem sonnigen Tagen vor der Tür. Und obwohl sowohl Januar als auch Februar zwar zu nass aber vor allem auch viel zu warm waren, pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass nach den Rekordsommern 2018 & 2019 die Grundwasserspiegel immer noch nicht aufgefüllt sind und unsere Wälder unter massivem Stress stehen. Ob sich dies je wieder ändert ist ebenfalls fraglich. Doch was bedeuten die letzten drei Monate für unsere heimischen Insekten und insbesondere die Honigbiene?
Endlich ist er da, der Frühling!
Wer kennt sie nicht, die Bauernweisheit: „Kalter Winter – Weniger Ungeziefer im Sommer.“? Und tatsächlich wurde ich in den letzten Monaten oft darauf angesprochen, dass der viel zu warme Spätwinter dann doch gut für die Insektenwelt sei. Doch entgegen der landläufigen Meinung macht dem überwiegenden Teil aller Insekten auch strenger Frost im Winter wenig bis nichts aus, da sie die Zeit meist in Form von Puppen, Larven oder als Eier im Boden oder unter der Baumrinde verbringen. Manche reichern ihre Körper sogar mit Glyzerin an – so zu sagen als „Frostschutzmittel“ – und überdauern die kalten Monate so geduldig, ohne Energie zu verbrauchen. Äußerst problematisch wird es für viele Arten jedoch, wenn auf einen frühen, (zu) warmen Frühlingsbeginn noch einmal eine längere Frostperiode folgt. Bei erneutem Kälteeinbruch im Frühling, nachdem sich die Insekten aus der Winterstarre gelöst haben und aktiv werden, droht Gefahr zu erfrieren – die wenige Energie, die sie in der kurzen Phase der Aktivität an Nektar und Pollen sammeln konnten, reicht dann oft nicht aus, um eine erneute, verlängerte Kälteperiode zu überstehen. Außerdem begünstigt ein feuchtes, aber mildes Wetter nach der Kältezeit auch das Wachstum von Pilzen und Bakterien, was der Insektenwelt ebenfalls zusetzten kann und unter Umständen ebenfalls schnell zum Tod führt.
Etwas anders verhält es sich jedoch bei unserer Honigbiene. Wie im Herbst-Newsletter thematisiert, ist das Bienenvolk als „Superorganismus“ Bien ein wechselwarmes Wesen, das auch im Winter aktiv seine Temperatur reguliert, bei dem sich die Individuen nicht als Einzelkämpfer durchschlagen müssen. Während in Zeiten ohne junge Bienenbrut die Temperatur im Bienenstock zyklisch lediglich zwischen 14 und 25 C° gehalten werden muss, benötigt bei Wiederaufnahme der Bruttätigkeit das Brutnest, quasi als „Gebärmutter“ des Bien, konstant eine Temperatur von über 35 C° – bei Tag und bei Nacht. Nun wird die Eiablagerate der Bienenkönigin hauptsächlich von der maximalen Tageshöchsttemperatur „reguliert“ – sprich auch wenn die Nächte kalt und streng sind, die Temperaturen mittags jedoch schon sehr weit nach oben klettern, legt die Königin auch schon im Januar reichlich Brut an. Dies war mit den konstant (relativ) „hohen“ Tagestemperaturen der vergangenen Wochen der Fall. Dadurch legen die Bienenvölker zurzeit schon ungewöhnlich große Brutnester an, obwohl sie die Natur von außen noch nicht kontinuierlich mit neuer Energie – sprich Pollen und Nektar – versorgen kann. Die Winterbienen müssen sich also beim Heizen des Bienenstocks umso mehr verausgaben, was ihre Lebensdauer verkürzt und vor allem in einem großen Futterverbrauch mündet. Aus diesem Grund ist diese so genannte „Durchlenzung“ die kritischste Jahresphase für ein Bienenvolk. Der Imker kann hierbei nur in sehr begrenztem Maße eingreifen, denn wie im Herbst-Newsletter thematisiert, stellt der „Knackpunkt“ beim Imkern vor allem die gute Einwinterung von Bienenvölkern dar, sodass sie nun diesen Kraftakt des Wachsens zu einer Zeit meistern, zu dem das Bankett der Blütenlandschaft noch nicht wieder geöffnet hat. Daher hört man in Imkerkreisen auch dieses Jahr wieder von hohen Bienenvölkerverlusten – ob die Ausfälle überdurchschnittlich sind, werden erst wieder die offiziellen Erhebungen der Bieneninstitute zeigen.
5 einfach Maßnahmen, die tatsächlich einen Unterschied machen!
Der zu warme Frühling ist also alles andere als förderlich für uns und die restliche Tierwelt, die sich über Jahrhunderte und Jahrtausende an die ehemaligen klimatischen Bedingungen angepasst haben und nun mit dem Klimawechsel innerhalb weniger Jahrzehnte einem enormen Stress ausgesetzt sind, dem sie sich nur langsam anpassen können. Daher ist es umso wichtiger zu verstehen, dass es eine Vielzahl von kleinen Maßnahmen gibt, welcher die/der Einzelne leicht umsetzen kann, die jedoch für bestäubende Insekten und somit das gesamte Ökosystem einen großen Unterschied machen. BeeGreat stellt vor und lädt ein zum Mitmachen:
Kaufe Bio-Lebensmittel! – Und am besten noch saisonal und aus der Region. Der Verzicht auf die Verwendung von bienenschädlichen Pestiziden macht den Unterscheid, auch Milchprodukte aus Heumilch machen Sinn!
Wähle/Kaufe Honig aus der Region! – „Mischhonig aus EU-/ und Nicht-EU-Ländern.“ Bedeutet sehr oft, gentechnisch veränderte Pflanzen, Medikamente und Antibiotika an den Bienen und rabiater Pestizideinsatz…
Verzichte auf Pestizide im eigenen Garten! – auch wenn diese als „bienenungefährlich“ ausgewiesen sind. Artenvielfalt lebt von lückenlosen Nahrungsketten, nicht von Kettenfragmenten.
Vermehre insektenfreundlich Pflanzen! – Statt englischem Rasen liegt die Blühwiese im Trend! Oder informiere dich eifnach in der nächsten Rubrik: „Bee’s Favourites“!
Unterschreibe Petitionen und werde aktiv! – Wie in den letzten Newslettern immer wieder thematisiert, schießen Initiativen wie Pilze aus dem Boden, schließe auch du dich an – und wenn es „nur“ mit der Unterschrift unter einer sinnvollen Petition ist.
„Bee’s Favourites“ in der „Durchlenzung“
Abschließend noch wie immer die monatlichen „Bee’s Favourites“ – im Früh-Frühling mit Fokus auf guten Pollenlieferanten, um den Eiweißbedarf der Bienenbrut zu decken:
Weiden
Mit Abstand der wichtigste Pollenlieferant im März! Die typischen Weidenkätzchen zeigen sich oft schon vor den ersten Blättern.
Schlehen
Zwar ist das Gehölz leicht dornig, eignet sich als überragender Pollen- und sogar Nektar-Lieferant ideal für Grundstücksbegrenzungen.
Frühlings-Krokus
In vielen Formen und Farben! Sehr leicht zu pflanze und bei allen Insekten sehr beliebt, ein Muss für jeden Insekten-Liebhaber!
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